Chia-Tyan Yang 楊佳恬

Pianist. Storyteller.

„Man wollte nicht zickig sein!“ – Barbara Coudenhove-Kalergi
Stories

„Man wollte nicht zickig sein!“ – Barbara Coudenhove-Kalergi

…über ein sich wandelndes Frauenbild.

Wenn sie einen Raum betritt, kann man sie nicht übersehen. Die 81-Jährige sprüht vor Vitalität und Neugier. Wenn Barbara Coudenhove-Kalergi den Mund aufmacht, geht die Publizistin durch: Sie stellt prägnante Fragen, die scharfsinning sind und einen zum Nachdenken bringen. Ihre Gedankensprünge erfolgen fast atemlos, und ich stelle fest, dass ich teilweise Schwierigkeiten habe, bei ihrem rasanten Tempo mitzuhalten!

„Wann wird sie rot?“

Ich bin ja schon sehr alt“, lacht sie und in ihren Augen tänzeln kindliche Funken, „und in meinem Leben hat sich nichts so verändert wie die Stellung und das Leben der Frauen“. Als „gewaltige und gute Änderungen“ bezeichnet Coudenhove-Kalergi die Entwicklungen hinsichtlich Geschlechtergerechtigkeit. „Wenn ich mir die jüngen Väter anschaue und feststelle, wie sie mit ihren Kindern umgehen“, nickt sie anerkennend, „und wie selbstverständlich sie auch die Aufgaben wahrnehmen, die früher eben nur die Mama gemacht hat.

Das Frauenbild bzw. das Selbstbewusstsein der Frauen habe sich in den letzten Jahrzehnten „sehr, sehr verändert“, betont sie. Sie selbst als junge Frau „hatte nicht das Selbstbewusstsein, das die heutigen Frauen haben, um mich dagegen abzuwehren, wenn es blöde Bemerkungen von männlichen Kollegen gab.“ Man könne sich heutzutage z.B. im Journalismus überhaupt nicht mehr vorstellen, wie es ausschauen würde, wenn es keine Frauen mehr gäbe, behauptet die langjährige ORF-Korrespondentin. Als sie in den Journalimus einstieg, war die Situation ganz anders: „Ich war in den meisten Redaktionen die einzige Frau“.

 

 

Wie hat sie denn reagiert, wenn es mal eben „blöde Bemerkungen gegegeben hat? Also man habe halt ignoriert, weil man bloß „nicht zickig sein wollte. Sie fügt jedoch hinzu, dass sie keine herablassenden männlichen Kollegen erlebt hat. Es war vielmehr so, „dass man geschaut hat: Wann wird sie rot?“, lacht sie gelassen. „Eine Szene zu machen“ wäre ihr und den anderen Kolleginnen nie in den Sinn gekommen: „Wir (die Frauen, Anm.) waren überhaupt froh, dass wir mitspielen durften – mit den Jungs.

Das Interview führte ich 2013 im Auftrag des Afro-Asiatischen Instituts Graz. Den kompletten Artikel über meine Begegnung mit der legendären Journalistin ist auf der Website „Equal Perspectives“ nachzulesen: http://www.equalperspectives.com/?p=1667

Fotos: Thomas Raggam

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Written by Chia-Tyan Yang in 2014/07/12