Ich bin ein Berliner
Berlin gehört zu meinen Lieblingsstädten in Europa, nach jedem Besuch verliebe ich mich ein Stück mehr in die deutsche Hauptstadt. Schatz war noch nie dort und ließ sich von mir überreden, an unserem ersten Hochzeitstag eine romantische Reise zu zweit nach Berlin zu machen.
Wobei Schatz und ich den Begriff „Romantik“ unterschiedlich definieren würden. Für Schatz, in dessen Körper ein Rechtshistorikerherz schlägt, sollte der Höhenpunkt unserer romantischen Zweisamkeit eine Spezialführung durch den deutschen Bundestag sein. Nach der stundenlangen, ausführlichen Besichtigung des deutschen Bundestags verlassen wir – ich erschöpft, Schatz inspiriert – das imposante Gebäude.
Ich sehe auf der davorliegenden Wiese einen schwarzen jungen Mann, der einen großen Zylinder und eine coole Sonnebrille trägt, heftig gestikulieren. Um ihn herum etwa zwei Dutzend Menschen im Halbkreis, die ihm wie gebannt an den Lippen hängen und zwischendurch Fragen stellen.
Neugierig bleibe ich stehen und stelle staunend fest, dass es sich um eine deutsche Besuchergruppe handelt, die mit ihrem Reiseführer unterwegs ist. Und dieser erklärt gerade in makellosem Deutsch die deutsche Gegenwartsgeschichte.
Begeistert erzähle ich Schatz, was ich gerade erlebt habe. Schatz zuckt nonchalant die Schultern und meint: „Es ist ungefähr so, wie wenn du in deinem Klavierunterricht in Österreich den Leuten die Artikulationsregel der Wiener Klassik erklärst.“