Bischt a Tiroler, bischt a Mensch
In einer Innsbrucker Trafik.
Ich: Grüß Gott! Wieviel kosten die Postkarten insgesamt? Ich habe nämlich keinen Preis gesehen.
Trafikantin (zählt sichtlich gelangweilt die Karten durch): 18 Euro.
Ich: Kann ich bitte mit der Bankomatkarte zahlen?
Trafikantin (in einem gelangweilten Ton): Ja. Aber erst dann die Karte einstecken, wenn die Maschine piepst.
Ich tue wie befohlen.
Trafikantin (in einem strengen Ton): W-a-r-t-e-n! Erst die Karte wieder rausziehen, wenn die Maschine piepst.
Ich tue wie befohlen.
Ich verlasse die Trafik. Es fällt mir ein, dass ich eine Briefmarke brauche. Also kehre ich zurück zur resoluten Trafikantin.
Ich: Entschuldigen Sie, ich bräuchte eine Briefmarke für Inland.
Trafikantin (hebt den Kopf nicht einmal auf): 68 Cent.
Ich bezahle und bekomme eine Briefmarke, auf der der Grazer Uhrturm abgebildet ist. Da lache ich laut auf.
Tafikantin (legt die Stirn in Falten): Was gibt’s denn da zum Lachen?
Ich (zeige begeistert auf die Briefmarke): Sehen Sie? Das ist der Uhrturm von Graz.
Trafikantin (würdigt der Briefmarke nun einen flüchtigen Blick): Na und?
Ich: Ich bin nämlich Grazerin!
Trafikantin (studiert mein Gesicht eingehend): Ich hab‘s gewusst! Dass Sie nicht von da sind!
Aus dem Buch „Unterwegs mit Chia-Tyan Yang – Geschichten mit Migrationsvordergrund“, 1. Kapitel: Unterwegs mit Heimaten
Illustration: die großartige Kristina Kurre – MitKa