Der Bulgare
Bin einem jungen Bulgaren begegnet.
Er lebt etwa 10 Jahre hier und geht einer geregelten Arbeit nach. „Ich wasche Busse„, zeigt er stolz auf das Logo Holding Graz auf seinem T-Shirt.
Der etwas scheue Bulgare hat was mit Schatz zu tun gemacht, der sich zwar manchmal in seinem Juristendeutsch verliert, aber dem jungen Mann mit viel Geduld dies und jenes erklärt.
Plötzlich schaut er Schatz ernst an: „Sie sind der erste korrekte Österreicher, den ich treffe. Normalerweise versucht man immer…“ dann sagt er nicht mehr und schaut mich kurz an.
Mich über den Tisch zu ziehen, endete ich seinen Satz innerlich.
Ich kann mich auch noch sehr gut erinnern, wie oft ich demütigende Situationen erlebt habe. Das alles nur, weil ich ein anderes Aussehen habe, weil ich noch nicht Deutsch konnte. (Das passiert natürlich überall, auch meine Schwiegermutter wird in Taiwan von den Straßenhändlern über den Tisch gezogen.)
So etwas erlebe ich kaum mehr, nachdem ich mir ein schlagfertiges Mundwerk antrainiert habe. Die letzten Beschimpfungen a la „Du Scheißschlitzauge“, „Du Asia Hure“ liegen sicher schon ein Jahr zurück.
Es ist mir durchaus bewusst, ich habe nur Glück. Viel Glück. Dass ich hauptsächlich von sehr lieben Menschen umgeben bin.
Nach unserer Begegnung mit dem Bulgaren steige ich in den Bus, der blinkauber ist und muss dabei lächeln, vielleicht wurde genau dieser Bus von meiner neuen Bekanntschaft gewaschen…!