Chia-Tyan Yang 楊佳恬

Pianist. Storyteller.

Beim Figaro in Slowenien
Stories

Beim Figaro in Slowenien

Ich bin sehr gern in Piran und Portorož – beides slowenische Nachbarküstenstädchen. Weil die Menschen mir total unaufgeregt und aufgeschlossen erscheinen – Piran hat übrigens einen Bürgermeister aus Ghana, den ersten Bürgermeister afrikanischer Abstammung in Mittel- und Osteuropa. Ich habe dort bisher noch nie asiatische Touristen und Touristinnen gesichtet, ich ernte oft neugierige Blicke, zur allgemeinen Erheiterung aller verständige ich mich meistens mit meinem mehr als gebrochenen Slowenisch, gemischt mit Deutsch und Englisch.

Bei einem meiner Aufenthalte verspüre ich plötzlich den Drang, zum Friseur zu gehen. Im Internet finde ich einen Haarsalon, der von einem Italiener namens Romeo betrieben wird. Also ein Figaro mit so einem Namen müsste wohl die Kundschaft wie Julia behandeln, so meine Überzeugung. Ich mache mich auf den Weg. Leider hat Romeo keine Zeit. Ich bekomme eine junge und sehr schicke slowenische Friseurin zugewiesen.

Mit Händen, Füßen und Google-Translate erkläre ich ihr, dass ich einen Haarschnitt brauche, möglichst gut durchgestuft, schön gewaschen, gepflegt, gefönt, mit Glätteeisen und Hitzeschutz behandelt. (Weiß jemand von Ihnen auf Anhieb, wie der englische Ausdruck für „Glätteeisen“ lautet?)

Ich bin total glücklich mit dem Ergebnis und strahle die Friseurin an, sie begutachtet ihr Werk, sichtlich erleichtert und stolz: „heute habe ich daheim was zu erzählen, denn ich habe noch nie asiatische Haare geschnitten!“

 

Auflösung: „Glätteeisen“ heißt auf Englisch “Hair straightener“ oder „flat iron“.

Aus der Kolumne „Unterwegs mit Chia-Tyan Yang“
Straßenmagazin Megaphon /Ausgabe September 2016

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Written by Chia-Tyan Yang in 2017/09/01